IPSC Training im Verein
Der DSO bietet wöchtentlich am Dienstag ein dreistündiges Vereinstraining an. Dieses wird von ausgebildeten SO's (Security Officer) geleitet. Sie bestimmen den Trainingsinhalt, leiten es und achten auf die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften.
Weitere Trainings finden jeden 2. Sonntag von 09:00 - 11:00 statt
Je nach Anzahl Teilnehmer (max. 7 Teilnehmer) werden verschiedene Programme durchgeführt. Bei grossem Andrang werden eher Standardübungen gemacht, sind es weniger Schützen werden schon mal grössere Stages aufgebaut.
Waffen werden in der Safety Area (Sicherheitszone) geholstert oder wieder eingepackt. Abgelegte Waffen müssen mit offenem, nach oben zeigendem Verschluss abgelegt werden. Bei Langwaffen ist ersatzweise ein Safety-Flag erlaubt und die Sicherung muss eingelegt sein.
Munition ist in diesem Bereich streng verboten und führt zu einer Verwarnung sowie Trainingsausschluss!
Der SO bestimmt den Trainingsablauf. Das bedeutet nicht, dass er alle Arbeiten allein machen muss. Er kann und soll sie an andere Mitglieder delegieren. Dies gilt besonders für Auf- und Abbau, Schusslöcher abkleben und Hülsen einsammeln.
Training daheim (Trockentraining)
Um seine persönliche Leistung zu verbessern ist das Trockentraining unverzichtbar. Die Grundelemente des IPSC Schiessens müssen tausende Male geübt werden, damit sie auf dem Stage praktisch wie "im Schlaf" ablaufen. Die Familie wird sich daran gewöhnen. Bitte nicht bei uneingeweihtem Besuch durchführen. Man bekommt sonst schnell einen schlechten Ruf.
Weiterbildung
Es wird im Verein gern gesehen, wenn die aktiven Mitglieder sich nach einiger Zeit zum SO (Security Officer) weiterbilden. Die Kurse werden vom Verband angeboten und der Verein trägt die Kosten. Wer SO und aktiver Wettkampfschütze ist, wird vielleicht vom Verband angefragt, ob er eine Ausbildung zum RO (Range Officer) absolvieren will. Ein SO darf den Schiessbetrieb im Verein beaufsichtigen und leiten, wird bei Wettbewerben aber höchstens als Hilfsschiedsrichter eingesetzt. Ein RO darf als Wettkampfschiedsrichter arbeiten und muss dies im Jahr mindestens einmal tun, um seinen Status zu behalten. Der nationale RO Verband (NROA) kann einen RO beim Weltverband (IROA) für eine Ausbildung zum IRO (International Range Officer) vorschlagen.
Grundelemente des IPSC Schiessens
Das Ziehen der Waffe
Das sichere und schnelle Ziehen kommt (fast) auf jedem Stage vor. Hier kann man wertvolle Zehntelsekunden sparen. Die Bewegung erfolgt flüssig, aber nicht ruckartig. Die Augen bleiben auf dem Ziel. Wer seine Hände vor dem Ziehen immer in exakt der gleichen Position hat, wird auch die Waffe immer gleich greifen. Der Ziehvorgang beginnt mit dem akustischen Startsignal. Die Zeit bis zum ersten Schuss sollte unter 1,5s liegen (wenn das Ziel nicht gerade ein Plate auf 30m ist).
Einzelschuss/Doublette
Papierziele erfordern normalerweise zwei Treffer. Es ist Aufgabe des Schützen zu entscheiden, ob er im jeweiligen Fall eine Doublette oder zwei Einzelschüsse abgeben kann. Das hängt von vielen Faktoren ab. Mit wachsender Erfahrung kann man dies immer mehr seinem Unterbewusstsein überlassen. Das Beherrschen des Schiesstimings ist das Geheimnis der guten Schützen. Wie schnell kann ich auf welches Ziel triggern? Geht es aus der Bewegung oder muss ich stehenbleiben? Wie lang ist die Verzögerung vom Fallen des Poppers bis der Schwinger erscheint? Reicht es für das Ausweichziel? Diese Fragen muss sich jeder Schütze beim Besichtigen eines Stage stellen und beantworten. Es macht den Unterschied zwischen "teilgenommen" und "erfolgreich" aus. Der Zielpunkt bei Paper Targets liegt im hier rot umrandeten Bereich, d.h. im oberen Drittel der Zielscheibe.
Magazinwechsel
Auf allen "medium" und "long" course Stages sind ein- bis mehrere Magazinwechsel erforderlich. Ein Open/Production-Schütze findet immer eine Stelle im Stage, wo er den Magazinwechsel ohne Zeitverlust machen kann. Die Classic- und Revolverschützen müssen eventuell den Stage vollkommen anders durchlaufen, um ihre Wechsel auf die Positionsverschiebungen legen zu können. Die Unterschiede können mehrere Sekunden ausmachen. Dies sind Welten im IPSC! Das ausgeworfene Magazin oder der Clip werden fallengelassen. Schon beim Auslösen des Magazinknopfs holt die andere Hand das neue Magazin und stösst es mit Druck in den Magazinschacht. Die Waffe wird zu dem Zweck leicht zur Seite gedreht, bleibt aber natürlich im Sicherheitswinkelbereich.
Positionswechsel Vorwärts-/Rückwärts-/Seitwärts
Da beim IPSC Treffer durch Zeit gewertet werden, ist jede Sekunde, wo nicht geschossen wird, punktestehlende Zeit. Jede überflüssige Bewegung muss vermieden werden. Jede notwendige Bewegung wird so schnell wie möglich durchgeführt. Die hohe Kunst des IPSC Schiessens besteht aus der Minimierung der Nicht-Schiesszeiten. Die notwendigen Grundlagen vermitteln unsere Schiesskurse. Die Weiterentwicklung bis zur Perfektion erfolgt im Training. Speziell das Seitwärtslaufen ist ungewohnt, weil man sich im normalen Alltag kaum auf die Art bewegt. Das Rückwärtsgehen birgt immer die Gefahr des Stolperns oder der Kollision mit Hindernissen. Ein Sonderfall ist auch das Vorwärtslaufen mit dem Rücken zum Kugelfang. Je nachdem in welche Richtung man sich bei der nächsten Schiessposition drehen muss, hält man die Waffe mit nach hinten gestrecktem Arm (Kein Sichtkontakt!) oder über die Schulter der schussschwachen Seite (Achtung Sweeping!). Beides birgt Risiken und muss trainiert werden.
Schiesspositionen (Stehend, Kniend, Liegend)
Die Stagedesigner verstehen es wunderbar uns Schützen das Treffen schwer zu machen. Du wirst auf den Wettbewerben viele Schiessfenster in unterschiedlichsten Grössen und Anbringungshöhen antreffen. Dies erfordert die schnelle Einnahme verschiedener Positionen. Diese muss möglichst stabil sein. Das Verlassen speziell von tiefen Positionen kann länger wie das Einnehmen dauern. Wenn möglich sollte das die Schlussposition des Stages sein. Eine gute Beweglichkeit ist hier von Vorteil. Es gibt sogar männliche Schützen, die für eine tiefe Position in den Spagat springen (Für Risiken und Nebenwirkungen lehnt der Verfasser jede Haftung ab)!
Fenster und Barrikaden
Wie bereits erwähnt werden auf Stages gerne Fenster, Barrikaden, Trennwände und "Fault lines" verwendet, um Ziele zu verdecken und dem Schützen mehrere Schiesspositionen und längere Wege aufzuzwingen. Die "Fault lines" sind Markierungen am Boden, die nicht übertreten werden dürfen (sonst gibt es Strafpunkte). Im Extremfall sind sie zu einer "Box" geschlossen, aus der der Schütze seine Ziele beschiessen muss. Sind Stahlziele aufgestellt, muss ein Sicherheitsabstand von min. 7m eingehalten werden (bei Faustfeuerwaffen). Das Übertreten einer zu dem Zweck angebrachten Faultline mit Schussabgabe führt zur Disqualifikation des Schützen!
Papierziele
Das "Papierziel" ist die sogenannte "IPSC Classic" Scheibe, die bewusst keine körperähnliche Silhouette hat. Sie gibt es in normaler Grösse und als 1/3 Target für kleine Schiessanlagen. Sie besitzt drei Trefferzonen, die je nach Wertungsklasse unterschiedlich viel Punkte geben. Ein Classic Target benötigt normalerweise zwei Wertungstreffer, der Stagedesigner kann aber auch etwas anderes vorschreiben. Ein fehlender Treffer auf der Scheibe zählt als "Miss" und gibt 10 Minuspunkte. Das Nichtbeschiessen einer Scheibe ergibt zusätzlich einen "Procedure" mit 10 Minuspunkten. Wie man sieht, ist präzises Schiessen gerade beim Minor Faktor notwendig.
Bewegliche Ziele
Um die Schützen nachhaltig zu quälen wurden bewegliche Ziele eingeführt. Diese werden durch ein Ereignis ausgelöst (per Hand, Lichtschranke, fallender Popper). Sie können nach Bewegungsende sichtbar bleiben oder verschwinden (dann meist als Bonusziel -> keine Strafpunkte für einen fehlenden Treffer). Die wichtigsten Typen sind:
- Der Schwinger
Das Ziel wird von einem Gewichtspendel auf einer Teilkreisbahn mit abnehmder Geschwindigkeit hin- und her bewegt. - Der Mover
Das Ziel hängt an einem Rollwagen, der auf einem Schrägseil sitzt. Nach Auslösen bewegt es sich mit zunehmener Geschwindigkeit zur Endposition. - Die Beartrap
Die sogenannte "Bärenfalle". Ein Ziel wird vn einem "no-shoot" verdeckt, welches bei Auslösung wegklappt und das Ziel freigibt. Nach einer einstellbaren Zeit klappt das "no-shoot" in seine alte Position zurück. - Der Turner
Das Ziel steht am Anfang quer zum Schützen. Nach Auslösung dreht es sich für einen Moment in Schiessposition um danach wieder in Querstellung zu gehen.
Stahlziele
Diese gibt es in verschiedene Grössen. Sie fallen in die Kategorie "bewegliche Ziele". Die sogenannten "Popper" stehen senkrecht und fallen nach Beschuss um (je nach Bauart nach vorne oder hinten!). Sie werden gern benutzt, um andere bewegliche Ziele auszulösen. Dann gibt es noch die "Plates" in runder oder eckiger Ausführung. Die Grösse liegt bei 10 -15 cm. Stahl wird beschossen bis er fällt, was 5 Wertungspunkte gibt. Der Sicherheitsmindestabstand beträgt 7m (wegen Splittergefahr). Die verwendeten Hartstahlplatten geben bei einem Treffer eine schöne akustische Rückmeldung. Trotzdem sollte man kontrollieren, ob sie wirklich gefallen sind. Deshalb gilt die Regel: Erst Stahl schiessen, dann Papier und dann der Kontrollblick. Der Zielpunkt bei Poppern ist das Zentrum des runden Bereichs.
No-Shoots
Wenn der Stagedesigner der Meinung ist, der Stage ist zu leicht geraten, wird er noch ein paar "no-shoots" anbringen. Dies sind Scheiben in einer anderen Farbe (meist weiss) oder einer speziellen Markierung (grosses X), die nicht beschossen werden dürfen. Ein Treffer darauf bringt viele Punkte, aber leider in negativer Richtung (-10). Gern werden sie so angebracht, dass grosse Teile eines dahinter befindlichen normalen Ziels verdeckt werden.
Schiesswinkelbegrenzung
Jeder Stage besitzt eine Schiesswinkelbegrenzung. Diese gilt nach Links, Rechts und nach Oben. Sie wird beim Stagebriefing mitgeteilt. Falls nicht, gilt +- 90° seitlich und die Höhe des Kugelfangs nach oben. Die Richtung des Waffenlaufs darf diese Winkel nicht überschreiten. Das gilt auch für den Magazinwechsel und das Laden- / Entladen! Missachtung führt zur diskussionslosen sofortigen Disqualifikation (DQ).
Störungsbehebung
Jede Waffe wird irgendwann einmal eine Funktionsstörung haben. Dies geschieht vorzugsweise im Wettbewerb. Falls nach dem Triggern nur ein "Klick" und kein "Bumm" folgt, muss der Schütze blitzartig in den Störungsbehebungsmodus wechseln. Folgende Möglichkeiten gibt es:
- Die Patrone zündet nicht
Durchladen und neu versuchen.
Vorsicht, falls ein "leichter" Knall zu hören war könnte es sein, dass kein oder zuwenig Pulver in der Patrone war. Die Kugel könnte im Lauf stecken - dann auf keinen Fall noch einmal Schiessen (unser Präsident gibt gerne weitere Auskunft zu diesem Thema) - Die Waffe ist leergeschossen
Magazinwechsel durchführen und durchladen. Notiz an Gehirn: Konzentrieren - Hülse klemmt beim Auswerfen
Durchladen und neu versuchen - "Double Feed"
Magazin auswerfen, durchladen. Neues Magazin einführen, durchladen - Schlitten schliesst nicht ganz
Durchladen und neu versuchen - Unbekannt
Magazin auswerfen, 2x durchladen. Neues Magazin einführen und durchladen. Falls das Problem bestehen bleibt, genauere optische Kontrolle.
In jedem Fall sorgfältig darauf achten, dass der Finger sich nicht am Trigger befindet und die Waffe zum Kugelfang zeigt. Disqualifikationsgefahr!
Einen Stage "lesen" - Der optimale Weg
Das "Lesen" eines Stage gehört zur Kunst des IPSC Schiessens. Da Zeit ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist, kommt der Minimierung der Bewegungen und "Nichtschiesszeiten" eine entscheidende Rolle zu. Kein Schütze ist immer gleich fit. Eine Strategie, die für einen Open-Schützen optimal ist, kann für einen Revolver-Schützen zu einem Desaster werden. Bei der Besichtigung des Stage gilt es, für sich die richtige Strategie zu finden und sich zu merken. Alle Ziele müssen bekannt sein. Die erforderlichen Treffer werden durchgezählt und mit der Briefing Vorgabe verglichen.
Erst wenn alle Ziele gefunden/identifiziert wurden, wird die Reihenfolge des Zielbeschusses festgelegt. Die Startposition, die Laufwege zu den weiteren Schiess-Positionen und die Punkte für die Magazinwechsel. Alles wird im Geist während der Wartezeit bis zum Start noch mehrfach durchgegangen bis es "sitzt".
Während der Trefferaufnahme des Schützen vor einem, hat man nochmals Gelegenheit den Stage zu durchlaufen und "trocken" durchzuspielen (auf keinen Fall sollte man den Ablauf in letzter Sekunde ändern). Während der Vorbereitung am Start versucht man sich zu beruhigen, die maximale Konzentration zu erreichen und eine Sauerstoffreserve anzulegen. Dann kommt das Startsignal und das Gehirn geht auf Urlaub............
Mentales Training
Die Fokussierung auf den Moment, ohne dabei die Strategie aus dem Auge zu verlieren, ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Durch den Zeitstress darf man sich nicht zum hektischen Schiessen verleiten lassen. Dies führt immer zu schlechten Treffern und Miss. Der Erfolg liegt in der perfekt flüssigen Umsetzung des Plans. Dies benötigt eine hohe Konzentrationsfähigkeit, die auch kleine Ablaufstörungen überdauern sollte. Dies lässt sich trainieren und mit wachsender Erfahrung und viel Training sinkt die Stressbeanspruchung vor dem Wettkampf. Oft sind die Treffer auf den Scheiben nicht direkt sichtbar, d.h. der Schütze muss auf Grund des Visierbildes beim Triggern wissen, ob er getroffen hat oder nicht. Bei einem schlechten Schuss muss er instinktiv ohne Verzögerung nachschiessen.